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Nachhaltigkeit ist medial in aller Munde, und ESG (Environment-Social-Governance) beschäftigt zunehmend nicht nur die Marketingabteilungen, sondern ist zwischenzeitig in Produktion, Vertrieb, Risikomanagement, Compliance & Recht und auch in der Personalabteilung von Unternehmen angekommen. Und nicht nur Finanzdienstleister, die sich mit neuen regulatorisch-gesetzlichen Green Finance Erfordernissen beschäftigen müssen, werden langsam zu Experten in Sachen EU Aktionsplan, EU Taxonomie, Offenlegungsbestimmungen, Lieferkettengesetz und der nicht-finanziellen Berichterstattung, um nur einige der vielen neuen ESG-Begriffe zu nennen.
Neue Anforderungen – große Herausforderungen
Bei Banken geht es bei Kredit- oder Jahresgesprächen nicht mehr nur um Rentabilität, Liquidität und Rückzahlungsmodalitäten, sondern zunehmend auch um Fragen betreffend CO2-Fußabdruck und den Nachhaltigkeitsrisiken, die mit einem Geschäftsmodell einhergehen.
Darauf braucht es kurz- bis mittelfristig eine kompetente Antwort. Die Auseinandersetzung mit regulatorisch-gesetzlichen Rahmenbedingungen betrifft damit direkt oder indirekt jede Branche und Unternehmensgröße, nicht nur die Finanzwirtschaft. Gilt es doch – gerade in einer kreditfinanzierten Volkswirtschaft wie Österreich – für die Unternehmen finanzier- und auch
versicherbar zu bleiben.
Auch andere Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette werden an diesen Fragestellungen interessiert sein: relevante Großkunden, die plötzlich nach nicht-finanziellen KPIs fragen und die davon ausgehen – will man in Geschäftsbeziehung bleiben – dass man auch ein Partner zur Erreichung der Klimaziele ist. Oder auch Retailkunden, die beginnen ihr Konsumverhalten zu adaptieren („von der heimischen Kuhmilch zu nicht tierischen Alternativen“), weil sie sich flexitarisch, vegetarisch oder vegan ernähren. Dies sind übrigens Beispiele von Transitionsrisiken, die laut FMA Leitfaden (zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken1) „als Risiken bezeichnet [werden], die durch den Übergang zu einer klimaneutralen und resilienten Wirtschaft und Gesellschaft entstehen und so zu einer Abwertung von Vermögenswerten führen können (…)“. Die EU Taxonomie, ein standardisiertes Klassifizierungsmodell für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten (Tätigkeiten nicht Unternehmen!), wiederum müssen alle Unternehmen anwenden, die auch der nicht-finanziellen Berichterstattung (in Österreich geregelt im NaDiVeG)2 unterliegen. Das trifft zurzeit auf rd. 100 Unternehmen in Österreich zu. Mit der Weiterentwicklung dieser Richtlinie unter dem neuen Namen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen signifikant erweitert, und wird mittelfristig bis zu 2.000 Unternehmen betreffen.
ESG erfordert aktuelles Fachwissen
Genau wie beim Begriff der „Nachhaltigkeit“ verbergen sich hinter jedem der erwähnten ESG Begriffe bereits umfangreiche operative Inhalte, die aktuelles Detailwissen erfordern, um die daraus resultierenden Erfordernisse wie neue Geschäfts- bzw. Interne Kontrollprozesse (IKS-Prozesse), also adaptierte Governance Strukturen im Unternehmen umsetzen zu können. Dafür benötigt es neues Know-how, das sich mit bestehendem Wissen und Erfahrung verbindet: also Controlling & ESG, Risikomanagement & ESG, usw. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen ist dabei eine Voraussetzung, und auch die beste Möglichkeit, um Greenwashing durch Unkenntnis und mangelnder Erfahrung im Unternehmen zu vermeiden.
ESG ist Teamarbeit
ESG ist wie die Digitalisierung eine Querschnittsmaterie. Es erfordert vernetztes Denken, und Wissen um das bestehende Geschäftsmodell. Neue Abläufe und Anwendungen müssen bereichsübergreifend diskutiert und implementiert werden. ESG ist eine Teamdisziplin, und die Zeit der Elfenbeintürme hat hier ausgedient. Darüber hinaus wird jedes Unternehmen eine zentrale Stelle für die Koordination von ESG Maßnahmen benötigen: sei das ein erfahrender Mitarbeiter/Mitarbeiterin oder eine eigene Task force, die als Ansprechpartner für interne (Vorstand, Aufsichtsrat) oder externe Stakeholder (Wirtschaftsprüfer, Nachhaltigkeitsratingagenturen) zuständig ist. Um den strategischen Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, werden wir in größeren Unternehmen auch häufiger die Funktion eines Chief Sustainability Officers sehen. Gleiches gilt für Aufsichtsrats-Gremien, auch hier werden ESG-ExpertInnen in Zukunft unerlässlich sein, um die Unternehmen in eine innovative, klimaneutrale Zukunft zu lenken.
Über die Autorin:
Dr. Heidrun Kopp ist Expertin für Nachhaltigkeit & ESG im wirtschaftlichen Kontext. Neben langjähriger Erfahrung im Bankensektor, gründete sie das Institut für nachhaltiges Finanzwesen (Podcast „Green Money Talks“). Aktuell verantwortet sie die akademischen Programme zu Sustainable Finance Management an der Vienna Management Academy by FHWien der WKW.
Über die FHWien:
Die FHWien der WKW ist Österreichs führende Fachhochschule für Management und Kommunikation. Das berufsbegleitende Weiterbildungsangebot wird an der Vienna Management Academy by FHWien der WKW gebündelt. Das aktuelle Portfolio umfasst Hochschulprogramme in 5 Themengebieten u.a. Sustainable Finance Management.
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