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Beim Expert*innen Round-Table des Circular Economy Forum Austria am 1. Februar 2022 diskutierten Peter Giffinger, respACT-Präsident und CEO Austria bei Saint-Gobain respACT-Vorstandmitglied Wolfgang Anzengruber, CEOs for Future, gemeinsam mit Karl Kienzl, verantwortlich für Kreislaufwirtschaft und Bioenergie im Kabinett der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, sowie Nina Eisenmenger, Institut für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur, die Frage, wie die Reduktion des Ressourcenverbrauchs zur Klimaneutralität beitragen kann.
Sechs Jahre nach der Pariser Klimakonferenz scheint das Thema „Ausstieg aus fossiler Energie“ in der allgemeinen Klimadiskussion angekommen, wie Moderator Manfred Mühlberger, Advisor im Forum, Chairman of the Board von ECOPRENEUR.EU – European Sustainable Business Federation und Moderator des Round-Tables, unterstreicht. Eine Diskussion über den Ressourcenverbrauch würde allerdings nur sehr langsam Fahrt aufnehmen, obwohl das Thema einen zentralen Hebel für den Klimaschutz darstellt. Etwa die Hälfte aller Treibhausgasemissionen stammen aus der Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen.
Für Nina Eisenmenger zählen Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Rohstoffversorgung und -verknappung sowie Nutzungskonflikte zu den globalen Umweltproblemen. Eine Stabilisierung der Ressourcenflüsse alleine sei zu wenig, vielmehr brauche es eine Reduktion des Ressourcenverbrauches, um die gewünschten Klimaeffekte zu erzielen. Aktuell würden nämlich zur Kontrolle des effizienten Ressourceneinsatzes ausschließlich Vergleichswerte herangezogen, kritisiert die Expertin für nachhaltige Ressourcennutzung und -effizienz. Denn 64 Prozent der Ressourcen werden dafür verwendet, materielle Bestände aufzubauen und zu erhalten, wie Gebäude, Straßen, Fahrzeuge und so weiter. Die genaue Betrachtung von Ressourcenflüssen und Prozessen sei für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft unerlässlich. Eisenmenger ist überzeugt:
„Mit der Kreislaufwirtschaft kann man die verschiedenen Wirtschaftsbereiche gut vernetzen.“
Die Rolle der Kreislaufwirtschaft im Unternehmenskontext beleuchtete Peter Giffinger am Beispiel der Verwendung von Glaswolle und Gipskarton. Das Unternehmen, das seit 2018 weltweit zu den ersten Unternehmen gehörte, das in die „Climate Change A List“ aufgenommen wurde, produziert u.a. Glaswolle bis zu 80 Prozent aus Altglas. Mittlerweile werden sortenreine Verschnitte aus dem Kundenbereich wieder in die Werke zurückgeführt. Das sei zwar etwas teurer, aber eben nachhaltiger.
Dank der letzten Novelle der Abfallverzeichnisverordnung werden Glaswolle und Steinwolle als getrennte Schlüsselnummern geführt und sollen zukünftig auch so gesammelt werden. Dies soll der Industrie ein hochwertiges „closed loop“ Recycling ermöglichen, das heißt nach der stofflichen Verwertung kann der Sekundärrohstoff wieder für den Herstellprozess verwendet werden.
Gips kann beispielsweise endlos im Kreislauf geführt werden, solange es nicht zu Verunreinigungen kommt. Ein großes Problem sei jedoch das Downcycling, denn dann stehen hochwertige Materialien für den Rohstoffkreislauf nicht mehr zur Verfügung. Von der Politik wünscht sich Giffinger die Definition von Verwertungshierarchien, um den Anteil der Ressourcen, die schließlich zu deponierenden Abfall werden, so gering wie möglich zu halten. Denn Schadstoffe aus Abbruch zum Beispiel müssen ohnehin getrennt und deponiert werden, um sie aus dem Stoffkreislauf zu entfernen.
Ziel muss es sein, unsere Rohstoffe am Ende des Lebenszyklus wieder im eigenen Land als Sekundärressource einzusetzen.
„Wir werden unsere Klimaziele nicht erreichen, wenn wir nicht von Reduktion und Öko-Design sprechen“
, warnt der respACT-Präsident, der bedauert, dass Österreich beim „Circular Material Use“ derzeit nur im EU-Mittelfeld liegt und gleichzeitig 40 Prozent des Materials für Produktion und Konsum aus dem Ausland importiert.
Eine Abkehr vom linearen Wirtschaftssystem und vom Mengenwachstum ist auch für Wolfgang Anzengruber unerlässlich.
„Wir müssen von einem Mengenwachstum in ein Qualitätswachstum kommen“
, ist er überzeugt. Der langjährige Industriemanager und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Verbund AG ist wie Giffinger im Vorstand von respACT, und sieht die Kreislaufwirtschaft als integralen Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie. Daher soll in Zukunft auf Qualität der Prozesse und Produkte gesetzt werden. Er spricht sich für ein Kennzahlensystem in der Kreislaufwirtschaft aus, um zum Beispiel den Materialfußabdruck messen zu können. Auch beim Produktdesign gelte es anzusetzen, um Produkte vor allem länger in Nutzung halten zu können.
Wie wir in Österreich das Abfallwirtschaftsgesetz in ein Kreislaufwirtschaftsgesetz transformieren können, skizzierte Karl Kienzl. Politisches Ziel sei es, „von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufgesellschaft“ zu kommen. Die Weichen habe die Bundesregierung schon in diese Richtung gestellt. Ende März sei ein Circular Economy Summit geplant, der die Ministerien Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft und Soziales vereint, um ressortübergreifend die Weichen stellen zu können. Zahlreiche Gesetzesänderungen seien zu erwarten, wie zum Beispiel zur Lieferkette, zum Problem der Flächenversiegelung, Trennen und Sammeln von Rohstoffen, Wasserressourcen und vielem mehr.
„Es braucht viel mehr Anstrengungen, als wir bisher getan haben“
, fasst Kienzl abschließend zusammen.
Das Circular Economy Forum Austria (CEFA) ist eine Initiative des Bertalanffy Center in Kooperation mit Circular Futures, designaustria und respACT- austrian business council for sustainable development. Die regelmäßigen Round-Tables sollen den Wissens- und Erfahrungsaustausch befördern und den Dialog für wirtschaftliche Kooperationen und die Schaffung verbesserter Rahmenbedingungen für Kreislaufwirtschaft anstoßen, um die dazugehörigen unternehmerischen Innovationen und die Entwicklung von Kreislauf-Wertschöpfungssystemen zu ermöglichen.
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