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Der vorliegende Artikel widmet sich der Frage, was Österreichs Wirtschaft aus der aktuellen Situation lernen und wie sie aus dieser Krise gestärkt hervorgehen kann. In Krisen werden sowohl Risiken, als auch Chancen sichtbar. Eine Gesellschaft, die gestärkt aus einer Krise hervorgehen möchte, muss beide adressieren.
respACT hat über 300 Mitgliedsunternehmen aller Größen und Branchen. Jedes dieser Mitgliedsunternehmen ist in der einen oder anderen Form von den Maßnahmen rund um COVID-19 betroffen. Das hat unterschiedliche Gründe, einer davon ist die Abhängigkeit von Liefer- und Leistungsketten in einem globalisierten Wirtschaftssystem.
Risiken erkennen
Corona ist nicht die erste Krise, die sichtbar macht, welche Risiken ein eng vernetztes Wirtschaftssystem mit sich bringt. Bereits Wochen bevor der erste Coronafall in Europa registriert wurde, wirkten sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung in China auf die europäische und die österreichische Wirtschaft aus. Der Ausfall von Lieferungen aus China bedeutete für viele Unternehmen Verzögerungen oder Ausfälle in Produktion und Verkauf.
Mit Bezugnahme auf die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitsbereich finden sich seit Wochen Schlagzeilen in den Medien, welche die Abhängigkeit der europäischen Pharmaindustrie von der chinesischen und indischen Medikamentenproduktion kritisieren. Dabei ist die Pharmaindustrie nur eine von vielen. Nicht anders ergeht es Automobilherstellern, der Bau- und Textilindustrie oder der Technologiebranche. Sogar der Ausbau erneuerbarer Energien (Solar- und Wind-) in Europa geschieht aktuell zum Großteil mit Produkten aus dem internationalen Ausland, allem voran aus China.
Mittlerweile ist die neue Viruserkrankung in Europa und Österreich angekommen und die realwirtschaftlichen Folgen davon sind auf so gut wie allen Ebenen spürbar. Während einige direkte Auswirkungen der staatlichen Verordnungen zur Eindämmung von COVID-19 nicht vorhersehbar und unvermeidbar sind, etwa die vorübergehende Schließung von Tourismus- und Gastronomiebetrieben, Kultur- und Sporteinrichtungen oder Geschäften, zählt die Abhängigkeit von internationalen Liefer- und Leistungsketten zu jenen Risiken, die – in Zukunft – minimiert werden könnten.
Chancen nutzen
Um diese Abhängigkeiten zu verringern, müssen auf politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Ebene ausgewogene Maßnahmen gesetzt werden, die sowohl negative Aspekte einer globalisierten Welt (wie Ressourcenabhängigkeiten oder weite Transportwege) reduzieren als auch die Vorteile einer vernetzten Welt (z.B. hinsichtlich Bildung und Wissenstransfer) stärken, denn nur gemeinsam lassen sich globale Herausforderungen lösen und die Zielsetzungen des Paris Agreements, der Agenda 2030 oder auch des Green Deals der Europäischen Union erreichen (s. European Green Deal).
Der Circular Economy Action Plan, der vordergründig zur Erreichung des im European Green Deal festgehaltenen Ziels „Klimaneutralität 2050“ beitragen soll, hat neben der Reduktion von CO2 einige weitere positive Auswirkungen, beispielsweise hinsichtlich der Rohstoffabhängigkeit. Innovatives Produktdesign, neue Wirtschaftsmodelle (Sharing Economy) und regionale Kreisläufe sollen einerseits zu einer Dematerialisierung der Wirtschaft führen und gleichzeitig die Rohstoffabhängigkeit reduzieren (s. Circular Economy Action Plan).
Eine Initiative, die Kreislaufwirtschaft und den Einsatz lokal verfügbarer Ressourcen in der Baubranche fördert, ist BauKarussell. Unter dem Konzept des „Urban Mining“ bietet das Unternehmen Dienstleistungen an, die Kreislaufwirtschaft bei Bauvorhaben berücksichtigen und einen ressourcenschonenden Rückbau ermöglichen. So ist bei weiteren Neubauten ein deutlich reduzierter Einsatz von zusätzlichen Ressourcen notwendig wodurch Bauunternehmen eine geringere Rohstoffabhängigkeit aufweisen. Darüber hinaus eröffnet der Bereich der Aufbereitung neue Märkte und Geschäftsmodelle, was mittel- und langfristig zu positiven Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt führen kann.
Verantwortung übernehmen
Regionale Wertschöpfung benötigt die Bereitschaft von Unternehmen und KonsumentInnen, verstärkt Wert auf lokale und ressourcenschonende Produkte zu legen. Als Gesellschaft sind wir gefordert, Gewohnheiten von Notwendigkeiten zu trennen und zu überdenken. Ist es beispielsweise notwendig, im Onlinehandel Küchenutensilien aus der ganzen Welt zur Auswahl zu haben oder sollte man nicht lieber auf langlebige und regional produzierte Produkte zurückgreifen? Das mehrere hundert Jahre alte Familienunternehmen RIESS KELOmat ist Österreichs einziger Kochgeschirrhersteller und setzt auf regionale Liefer- und Leistungsketten. Trotz Globalisierung und Preiskampf hat es seinen Standort in Niederösterreich nie in Frage gestellt. Das Ergebnis: heimischer Marktführer bei Email-Kochgeschirr, CO2-neutrale Produktion, langjährige Mitarbeitende, fest in der Region verankert mit Partnerschaften auf Augenhöhe.
Damit dies gelingt, müssen Kapitalflüsse gezielt in die heimische Wirtschaft fließen und Projekte fördern, die diese nachhaltig, innovativ und damit zukunftsfähig machen. Die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) etwa investiert bewusst in regionale Wertschöpfung und damit in den Wirtschaftsstandort Österreich: Die Einlagen kommen aus der Region und Kredite gehen in die Region zurück.
Wie würde sich die lokale Wertschöpfung entwickeln, wenn nur jene internationalen Produkte konsumiert würden, die regional nicht produziert und angeboten werden? Corona ist nicht die erste Krise, die dazu einlädt, über solche Fragen nachzudenken und die Kreativität in der Entwicklung von Lösungen und Innovationen fördert.
Mit gutem Beispiel voran
Unter den respACT-Mitgliedsunternehmen finden sich viele, die sich seit Jahren erfolgreich aktuellen Krisen stellen. Ob Klimakrise, Umweltverschmutzung, Biodiversitätsverlust, Bodenverbrauch oder Migration, sie beweisen auf unterschiedlichen Ebenen Verantwortung und Zukunftsfähigkeit. Es ist heute wichtiger denn je, gemeinsam in Bewegung zu bleiben, Kontinuität und Ausdauer zu bewahren.
respACT-Webinare zum Thema Supply Chain
Ende April 2020 wird respACT Webinare zum Thema Lieferkettenmanagement anbieten. Sie haben Ideen oder Anregungen, die Sie uns mitgeben wollen? Schreiben Sie uns unter office@respact.at!
Dieser Artikel wird gefördert vom
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