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In unserem linearen Wirtschaftssystem, das nach dem Durchlaufprinzip („take, make, waste“ - „produzieren, konsumieren, wegwerfen“) funktioniert, wird ökologisch und ökonomisch ein Riesenpotenzial verschenkt. Der Systemwechsel hin zu einer Kreislaufwirtschaft kann das ändern. Während die Forderungen nach einem neuen Wirtschaftsmodell lauter werden, ist es klar, dass die Transformation von Märkten und Branchen in großem Maßstab keine leichte Aufgabe sein wird. Dazu bedarf es gut durchdachter und ehrgeiziger Strategien sowie neuer Geschäftsmodelle.
Die politische Agenda zur Kreislaufwirtschaft hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Ein Blick auf die Politik und die Initiativen der EU und ihrer Mitgliedstaaten zeigt, dass es zunehmend politische Unterstützung für den Übergang in ein Wirtschaftsmodell gibt, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion sowie die damit verbundenen Emissionen minimiert werden. Hierzu gehören auf Ebene der Europäischen Union vor allem das Ende 2015 verabschiedete Kreislaufwirtschaftspaket sowie die Anfang 2018 veröffentlichte EU –Kunststoffstrategie.
Die bisherigen Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft konzentrieren sich noch primär auf die Erhöhung der Recyclingraten, die Verringerung der Deponien und die Schaffung von Märkten für Sekundärrohstoffe. Diese Maßnahmen sind zwar wichtiger Treiber für Veränderungen. Sie allein reichen jedoch nicht aus, um den notwendigen Wandel grundlegender Rahmenbedingungen bei der Ressourcennutzung zu bewirken - oder sogar einen Rebound-Effekt zu verhindern, bei dem die Nettoproduktivitätsgewinne bei insgesamt steigendem Konsum verloren gehen. Voraussetzung hierfür ist, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten sich klare und messbare Ziele in Bezug auf den Gesamtverbrauch von Rohstoffen in der Wirtschaft setzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft auch tatsächlich zu einer absoluten Verringerung des Gesamtverbrauchs an Ressourcen beitragen.
Unternehmen spielen bei der dafür erforderlichen Umgestaltung der Produktions- und Konsummuster, Wertschöpfungsketten und Sektoren eine Schlüsselrolle. Sie müssen das Konzept der Kreislaufwirtschaft strategisch und operativ übernehmen und in neue Geschäftsmodelle und Innovation übersetzen. Es gibt jedoch noch eine ganze Reihe technischer, rechtlicher, finanzieller und marktbezogener Barrieren, welche die Einführung zirkulärer Praktiken verhindern. Hier ist ein ehrgeiziger Policy-Mix erforderlich, der Hindernisse beseitigt und die Unternehmen dabei unterstützt, die Vorteile der Kreislaufwirtschaft zu nutzen. So machen niedrige Preise für Neuware die Verwendung von Recyclingmaterialien oder die Wahl eines dauerhaften Designs oft noch zu teuer, die mangelnde Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen ist oft auch auf fehlende Standards für ein ressourcenschonendes Produktdesign zurückzuführen. Das Erfordernis der Transparenz über das Vorhandensein von bedenklichen Stoffen in Produkten und Abfallströmen ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der politische Maßnahmen erfordert. Klarheit muss auch bei Problemen geschaffen werden, die sich aus neuen disruptiven Technologien ergeben, wie z.B. Fragen der Produkthaftung oder des geistigen Eigentums im Zusammenhang mit dem Einsatz der 3D-Drucktechnologie.
Ein politisches Schlüsselinstrument, das direkt bei der Ressourcennutzung ansetzt, ist die Verlagerung der Steuerbelastung von der Arbeitskraft auf den Ressourcenverbrauch. EU Mehrwertsteuerrichtlinie und der europäische Semesterprozess können eingesetzt werden, um Reparaturkosten zu senken und so einen Beitrag dazu leisten, dass Produkte und Materialien länger in der Nutzung bleiben. Der große Finanzierungsbedarf des zirkulären Übergangs erfordert eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Finanzierung der Kreislaufwirtschaft, hier ist ein Instrument die Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft im mehrjährigen Finanzrahmen der EU.
Ein weiterer Hebel ist die Ausweitung der Ökodesignkriterien, die neben dem Energieverbrauch auch Materialverbrauch, Lebenszyklen, Reparaturfähigkeit sowie die Kreislauffähigkeit im Allgemeinen berücksichtigen sollten. Hierfür wurden im Rahmen des Ökodesign-Arbeitsplan 2016-2019 bereits erste Schritte gesetzt, der Prozess muss jedoch weiterhin priorisiert und beschleunigt werden.
Auch auf internationaler Ebene gibt es Handlungsbedarf. Die Wirtschaft der EU ist in internationale Wertschöpfungsketten eingebettet und so lange es keine globalen Standards für die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten gibt, sind der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der EU klare Grenzen gesetzt. Die EU - Kunststoffstrategie sieht bereits verschiedene internationale Maßnahmen vor, wie die Förderung einer kreislauforientierten Kunststoffindustrie in Drittländern durch politische Handelsdialoge und die Entwicklung internationaler Industriestandards für sortierte Kunststoffabfälle und Kunststoffrecyclate sowie Zertifizierungssysteme für Recyclinganlagen in Drittländern aussehen könnten.
Der Übergang in die Kreislaufwirtschaft wird nicht über Nacht geschehen. Er erfordert unternehmerischen Mut und politisches Commitment. Durchdachte politische Interventionen können die Hindernisse für die Zirkularität beseitigen und den Boden für neue Geschäftsmodelle und Geschäftsinnovationen schaffen. Dafür muss die Kreislaufwirtschaft für die nächste Europäische Kommission und das nächste Europäische Parlament eine politische Priorität bleiben.
Circular Futures-Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich
„Circular Futures - Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich“ ist ein Kooperationsprojekt des Umweltdachverbandes mit dem European Environmental Bureau in Brüssel sowie den Organisationen RepaNet und VABÖ in Österreich. Ziel ist der Aufbau einer lösungsorientierten Multi-Stakeholder-„Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich“ als Denkfabrik, Inkubator und Katalysator von Projekten und Initiativen, die den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft in Österreich beschleunigen.
Über die Autorin:
Julika Dittrich leitet „Circular Futures – Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich“ des Umweltdachverbandes. Gemeinsam mit respACT veranstaltete Circular Futures ein Business Breakfast in Wien zu Kreislaufwirtschaft- die Ellen Mac Arthur Foundation hielt dabei einen Vortrag.
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