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Kollaborationen entscheidend für Erfolg der Agenda 2030
Obwohl sich alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zu den Sustainable Development Goals (SDGs) bekannt haben, hängt ihr Erfolg maßgeblich von den Maßnahmen und der Zusammenarbeit aller Akteure ab. Mit weniger als 4.500 Tagen bis zum Erreichen der Agenda 2030 stehen Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft an einem kritischen Punkt in der Geschichte der globalen Entwicklung. Kollektive Anstrengungen zur Bewältigung der dringendsten sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Welt sind erforderlich. Denn weder eine Nation noch ein Sektor alleine kann die globalen Herausforderungen bewältigen – Wirtschaft, Zivilgesellschaft und nationale Regierungen müssen zusammenarbeiten, um alle Ziele der Agenda 2030 zu erreichen.
Bericht des EU-Parlaments bescheinigt Österreichs Regierung mangelnde Umsetzungsbemühungen
Entgegen der klaren Notwendigkeit zu handeln, fehlen laut einem jüngsten Bericht des EU-Parlaments in Österreich wesentliche Strukturen zur erfolgreichen, nationalen Umsetzung der Agenda 2030. In einem EU-weiten Vergleich zum Stand der Umsetzung erreicht Österreich mit sieben von möglichen 28 Punkten nur den abgeschlagenen Platz 24. Vor allem das Fehlen einer nationalen SDG-Strategie und die Tatsache, dass das Parlament hierzulande bei der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele nicht einbezogen wird, sind auch aus meiner Sicht berechtigte Kritikpunkte. Ernüchternd ist auch die Bewertung der Bereiche „Monitoring and Review“, „Knowledge input and tools“, „Long-term perspective“ und “Activities of parliaments”: Hierfür erhält Österreich gleich gar keine Punkte.
Im EU-Bericht findet jedoch die Außenwirtschaftsstrategie 2018 vom BMDW, dem BMEIA und der WKO keine Erwähnung, welche im Dezember 2018 vorgestellt wurde. In dem Papier sind drei Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung enthalten, wobei die SDGs einen Schwerpunkt des neuen Vorhabens der Bundesregierung bilden (siehe Kapitel 2). Hierbei wurde respACT im Dialog über die "Außenwirtschaftspolitik mit Werteorientierung" miteinbezogen. Meiner Meinung nach sollte die Bundesregierung daher so bald wie möglich eine akkordierte Gesamtstrategie mit Maßnahmen für die Umsetzung vorlegen, wie die UN-Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können, denn die derzeitigen partiellen Aktivitäten reichen nicht aus, um die bestehenden sozialen und ökologischen Herausforderungen zu bewältigen.
Integration der SDGs in Unternehmensstrategien ist mit ökonomischen Zielen vereinbar
Angesichts mangelnder politischer Schritte sind daher starke und visionäre Führungskräfte unerlässlich, um die notwendige Transformation zu erreichen und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Es braucht im Privatsektor engagierte Führungspersönlichkeiten, welche die SDGs in ihre Geschäftsstrategien integrieren und die Ziele als Werkzeug nutzen, um globale Bedürfnisse in Geschäftslösungen umzusetzen. Innovative und ambitionierte Wege ermöglichen es Unternehmen, ihre Risiken besser zu managen, auf die Nachfrage und Bedürfnisse der KonsumentInnen einzugehen, sich in wachsenden Märkten zu positionieren, den Zugang zu benötigten Ressourcen zu sichern und ihre Lieferketten zu stärken. Die von Unternehmen benötigte „License to Operate“, die gesellschaftliche Akzeptanz unternehmerischen Handelns, Innovationspotential und neue Märkte finden in den SDGs enge Verknüpfung mit der Lösung globaler Herausforderungen. Die SDGs haben das Potenzial, Innovation, Wirtschaftswachstum und Entwicklung in beispiellosem Ausmaß zu entfalten, die sich laut Schätzungen des Berichtes der Business & Sustainable Development Commission „Better Business, Better World“ auf Marktchancen von mindestens 12 Billionen USD pro Jahr belaufen und bis 2030 bis zu 380 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen könnten. Schlüsselmerkmale für eine erfolgreiche Integration der SDGs in die Geschäftsstrategie sind visionäre CEOs, gesamtunternehmerisches Engagement und ein klares Verständnis dafür, wo sich die SDGs in die Strategie und das Kerngeschäft des Unternehmens einfügen.
SDG Compass: Konkrete Ansatzpunkte für Integration der UN-Nachhaltigkeitsziele in Ihr Unternehmen
Die SDGs fordern Unternehmen explizit dazu auf, Kreativität und Innovation zu nutzen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Armut, Gleichstellung der Geschlechter, sauberes Wasser, saubere Energie oder den Klimawandel zu bewältigen. Ein wichtiges Tool ist der SDG Compass, welcher gemeinsam von GRI, dem UN Global Compact und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt wurde. Dieser dient als Leitfaden, mit dem Unternehmen ihre Strategien an den relevanten SDGs ausrichten und deren Auswirkungen messen und steuern können. Der SDG Compass enthält fünf Schritte, die Unternehmen dabei unterstützen, ihren Beitrag zu den SDGs zu maximieren: Die SDGs verstehen, Priorisierung, Zielsetzung, Integration sowie Berichterstattung und Kommunikation. Orientierung gibt auch der SDG Business Hub des WBCSD, welcher nicht nur aktuelle Entwicklungen und Trends aufzeigt, sondern auch Beispiele listet, wie führende Unternehmen mit den SDGs arbeiten. Darüber hinaus haben respACT und der UN Global Compact weitere hilfreiche Instrumente und Leitfäden zur erfolgreichen Implementation der SDGs herausgegeben, wie etwa den Blueprint for Business Leadership on the SDGs oder die gemeinsam mit GRI veröffentlichten Publikationen der Reihe Business Reporting on the SDGs. Für viele respACT-Mitgliedsunternehmen sind die SDGs bereits mehr als ein Begriff – sie leben die UN-Nachhaltigkeitsziele in ihren Unternehmen. Lesen Sie dazu im Good Practice Bereich einen Auszug an SDG-Initiativen unserer Mitglieder nach. Auch beim TRIGOS- der Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften wird der Beitrag der einreichenden Unternehmen zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN besonders gewertet (Die Einreichungen für den TRIGOS 2019 sind übrigens bis 15. März möglich- mehr Infos finden Sie hier: www.trigos.at).
EU-Kommission: Reflexionspapier zeigt unterschiedliche Wege zu nachhaltigem Europa 2030 auf
Im Gegensatz zur nationalen Ebene werden die politischen Weichen in Brüssel für die Zielerreichung 2030 bereits gestellt. Ende Jänner 2019 veröffentlichte die Europäische Kommission basierend auf dem Weißbuch zur Zukunft Europas (März 2017) ein Reflexionspapier mit dem Titel „Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Europa bis 2030“. Das Dokument enthält drei Szenarien, wie die UN-Nachhaltigkeitsziele bestmöglich erreicht werden können. Zudem listet es wesentliche Grundlagen von Kreislaufwirtschaft, nachhaltigem Konsum bis hin zu erforderlichen Wenden in Energie und Mobilität auf, die als Voraussetzungen für die Transformation gelten. Als horizontale Faktoren für den Kurswechsel werden nicht nur Bildung, Forschung oder Digitalisierung angesprochen, sondern auch Preisgestaltung, Steuern und Finanzpolitik thematisiert. Den Unternehmen wird durch verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln sowie der Integration der SDGs eine bedeutende Rolle zugesprochen (siehe Kap. 3.2.3). Die EU sieht sich in der Pflicht, die Voraussetzungen für nachhaltiges Wirtschaften zu verbessern. Dies soll einerseits gelingen, indem die Einhaltung hoher Nachhaltigkeitsstandards in Drittländern gefördert wird. Andererseits soll das Wachstum kollaborativer Wirtschaftsmodelle und des sozialen Unternehmertums durch entsprechende Regulatorien und Förderungen ermöglicht werden. Die Potenzialerschließung neuer Technologien und in der Kreislaufwirtschaft ist notwendig, um insgesamt den Wettbewerbsvorsprung durch nachhaltiges, unternehmerisches Handeln auf EU-Ebene stark auszubauen.
Das Reflexionspapier ist somit insgesamt als wichtiger Schritt in Richtung Erfüllung internationaler Abkommen zu werten. Dennoch gilt es, keine Zeit mehr zu verlieren und in die Umsetzungsphase zu gelangen, liegt die Verabschiedung der globalen Ziele doch bereits drei Jahre zurück. Insbesondere für die 2019 neu gewählte EU-Kommission stellt dieses Papier einen übergeordneten Handlungsrahmen zur zukünftigen politischen Gestaltung dar: Die UN-Nachhaltigkeitsziele sollten ein „Mainstreaming“ erfahren und in alle europäischen sowie nationalen Politikbereiche integriert und umgesetzt werden. In der Umsetzung sind schließlich alle gefragt:
„For the goals to be reached, everyone needs to do their part: governments, the private sector, civil society and people like you.”
- United Nations
Über die Autorin:
Mag.a Daniela Knieling ist respACT-Geschäftsführerin und Network Representative des Global Compact Netzwerkes Österreich.
Weiterführende Links:
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