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Seit vor über 20 Jahren der Begriff CSR in Verbindung mit Unternehmensstrategie Eingang in die wissenschaftliche Literatur gefunden hat, wurde eine Vielzahl an unterschiedlichsten Begriffen und verschiedensten Definitionen formuliert. Aus eben diesem Grund betrachten viele UnternehmerInnen die Umsetzung von CSR in ihren klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) oftmals als vermeintlich große Herausforderung.
Um diesen Dschungel an Formulierungen zu durchforsten und für die unternehmerische Praxis zu durchleuchten, hat das „Stadt Wien Kompetenzteam für nachhaltiges, strategisches und chancenorientiertes Management von KMU" die in der Literatur verwendeten Beschreibungen von CSR im Hinblick auf ihre praktische Bedeutung in KMU erfasst, anhand thematischer Aspekte gegliedert und schließlich zu vier Überbegriffen zusammengefasst.
LeserInnen erhalten einen anschaulichen Einblick in unterschiedliche Anwendungsformen von CSR im unternehmerischen Alltag sowie eine übersichtliche Darstellung der verschiedenen Ansätze mit den jeweiligen Erfolgsfaktoren und möglichen Stolpersteinen.
Heute Thema 3 von 4 - Formale Prozesse der CSR-Implementierung:
Unternehmerische Verantwortung wird auch mittels der Implementierung von externen Standards, Richtlinien und Zertifizierungen bspw. umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Fertigungskonzepte umgesetzt. Was kurzfristig durch betriebliche Vorteile wie Kostenreduzierung motiviert ist, kann langfristig zu einem Wettbewerbsvorteil werden.
Ansätze
Häufig gewählte Ansätze, die in von KMU verfolgt werden sind formale Verfahren zum Management von Umweltangelegenheiten und gesellschaftlichen Belangen, wie bspw. die Einhaltung definierter Standards, Zertifizierungen und Umweltmanagementsysteme: z.B. Bio-Siegel, Familienfreundlicher Arbeitgeber oder Umweltzeichen. Die Treiber hierfür sind oftmals extern, zum Beispiel durch gesetzliche Vorgaben, Ansprüche von Interessensgruppen, Forderungen von KundInnen und branchenweite Standards.
Ein weiteres Motiv für die Umsetzung von unternehmerischer Verantwortung in KMU ist das Streben nach Effizienzsteigerungen durch Optimierung der Kosten bei gleichzeitiger Reduzierung der Belastungen für Umwelt und Gesellschaft. Das gerade kleine und mittlere Unternehmen dabei häufig auf externe Richtlinien zurückgreifen lässt sich damit erklären, dass die Entwicklung eigener CSR-Strategien ein aufwendiger und zeitintensiver Prozess ist, der viel Know-how voraussetzt und viele Ressourcen erfordert. Diesen Prozess aber können kleinere Betriebe in der Regel nicht selbst erstellen und greifen deshalb auf bewährte Ansätze zurück.
Die Umsetzung externer Standards und Zertifizierungen erleichtert auch die Kommunikation und zielgerichtete Adressierung von Öffentlichkeit und Interessensgruppen. In der unternehmerischen Praxis ist es häufig so, dass KMU zwar um die Möglichkeiten der Reputationsverbesserung durch Integration von sozialen und ökologischen Belangen wissen, sie in vielen Fällen jedoch nicht über CSR-Maßnahmen berichten. Gründe hierfür sind zum einen, dass eine entsprechend strategische Kommunikation zusätzliche – in der Regel nicht vorhandene – Ressourcen erfordert. Zum anderen aber auch, dass klein- und mittelständische Unternehmen oft Maßnahmen zur unternehmerischen Verantwortung umsetzen ohne diese als solche zu bezeichnen.
Erfolgsfaktoren und Stolpersteine
In KMU ist oftmals das strategische Bewusstsein und die erforderliche Expertise über Umweltfragen und gesellschaftliche Anforderungen nicht vorhanden. Damit die Implementierung externer Standards und Richtlinien dauerhaft zu einem wirtschaftlichen Gewinn führt, ist eine klare strategische Ausrichtung im Hinblick auf unternehmerische Verantwortung durch die EntscheidungsträgerInnen notwendig. Insbesondere Umweltaspekte müssen durch ein systematisches, zielgerichtetes Management umgesetzt werden, da für die Implementierung klar formulierte externe Kriterien erforderlich sind, bspw. bei verwendeten Materialen oder Recyclingquote. Es hat sich gezeigt, dass eine formale, durchdachte und konsequente Strategie in Bezug auf unternehmerische Verantwortung bzw. ökologischere Ausrichtung von einigen KMU als zweitrangig erachtet wird. Jedoch bedarf es unbedingt einer solchen Strategie, die kontinuierlich ökologische und gesellschaftliche Verbesserung verfolgt, konkrete Sozial- und Umweltziele formuliert und – besonders wichtig – auch die dafür notwendigen Ressourcen bereitstellt.
Dass die Übernahme formaler externer Werkzeuge und Prozesse so häufig in kleinen und mittleren Unternehmen geschieht, lässt sich mit dem hohen Ressourcenbedarf für die Entwicklung eigener Maßnahmen begründen. Bei der Implementierung etablierter Standards hingegen, kann auf ein umfangreiches, bereits vorhandenes Netzwerk an Wissen, Erfahrungen und Routinen zurückgegriffen werden. Somit muss nicht jedes KMU „das Rad neu erfinden“. Diese Wissens-Netzwerke sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor, da sie die systematische und effiziente Umsetzung von CSR-Themen erleichtern und unterstützen. Das Netzwerk des Umweltzeichens bspw. bietet Informationen zu Nachhaltigkeitsstandards in verschiedenen Branchen, informiert über Förderangebote und steht bei Fragen zur konkreten Implementierung im eigenen Unternehmen zur Verfügung.
Bei dem vielfältigen Angebot an verschieden Zertifizierungen, Siegeln und Standards müssen KMU bei der Auswahl darauf achten, dass diese Ansätze auch zum jeweiligen Unternehmen passen. Einerseits sollen sich die umzusetzenden Maßnahmen mit dem Betrieb und der Branche decken, sprich im vielzitierten Kerngeschäft greifen. Statt punktueller Aktivitäten und beiläufiger Projekte, muss Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen strategisch verankert werden und eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells erfolgen. Andererseits soll der erforderliche Aufwand aber auch leistbar sein. Beides ist wesentlich um die ausgewählten Prozesse ernsthaft und authentisch implementieren – und in weiterer Folge glaubwürdig kommunizieren zu können.
Formale Prozesse und Zertifizierungen, wie bspw. das Umweltzeichen, vereinfachen auch die Kommunikation unternehmerischer Verantwortung an KundInnen, LieferantInnen und MitbewerberInnen. Für KMU, die in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter sind und die verstärkt den Anforderungen externer Interessensgruppen und / oder gesetzlicher Vorgaben gerecht werden müssen, sind solche formale Prozesse von besonderer Bedeutung, da diese den Dialog mit Stakeholdern erleichtern, indem sie klare und verständliche Erklärungen der oftmals abstrakten und komplexen Indikatoren liefern. Darüber hinaus ermöglichen externe Managementsysteme eine Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen und bieten – bis zu einem gewissen Grad – auch Transparenz und Sicherheit.
Fazit
Die Implementierung formaler Prozesse vereinfacht die Umsetzung unternehmerischer Verantwortung in KMU und die dazugehörige Kommunikation nach außen. Dadurch sind kleine und mittlere Unternehmen in der Lage mit vergleichsweise geringen Ressourcen und wenig eigenem Know-how, effiziente Maßnahmen umzusetzen und zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beizutragen.
Die erfolgreichsten Strategien bei der Umsetzung formaler Prozesse lassen sich dadurch kennzeichnen, dass sie auf einer systematischen Bündelung und Bereitstellung von erforderlichen Kompetenzen und Ressourcen beruhen[1]. Hierfür braucht es ein Bekenntnis der EntscheidungsträgerInnen und MitarbeiterInnen für die Einführung des Standards bzw. der Zertifizierung. Darüber hinaus können Unternehmen die formalen Prozesse auch als Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der bestehenden Standards verstehen und diese betriebs- und branchenspezifisch adaptieren und optimieren. Auf diese Weise sind bspw. die „Sleep Green Hotels“ aus einer Initiative mehrerer Beherbergungsbetriebe entstanden. Trotz der vorhandenen Erfahrungen und Netzwerke, die genutzt werden können, bedarf es dennoch betrieblicher Ressourcen. Ein reiner Selbstläufer ist die Implementierung formaler Prozesse nicht – jedoch eine große Erleichterung.
[1] Primc, K., Čater, T., 2016. The influence of organizational life cycle on environmental proactivity and competitive advantage: A dynamic capabilities view. Eng. Construct. Architect. Manag. 29 (2), 212-230
Hoogendoorn, B., Guerra, D., van der Zwan, P., 2015. What drives environmental practices of SMEs? Small Bus. Econ. 44 (4), 759–781
Grimstad, S., Burgess, J., 2014. Environmental sustainability and competitive advantage in a wine tourism micro-cluster. Manag. Research Rev. 37 (6), 553–573
Das Forschungsteam:
Mag. Michael Zipperer; Marie Czuray, MA; Dr. Daniela Ortiz, Julia Domnanovic, MA; Dr. Christopher Kronenberg (v.l.n.r.)
„Stadt Wien Kompetenzteam für nachhaltiges, strategisches und chancenorientiertes Management von KMU“ am Competence Center for Corporate Governance & Business Ethics (CGBE) des Research Cluster SMEs & Family Businesses der FHWien der WKW. Das Team forscht an Grundlagenprojekten, generiert Fallstudien und transferiert Forschungsergebnisse in anwendungsbezogene Kontexte. Das Center arbeitet ausdrücklich interdisziplinär und in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen (Hochschulen; Unternehmen; Ministerien; NGOs). Dieses beispielgebende Kooperationsmodell leistet einen entscheidenden Beitrag zur Ausbildung zukünftiger Führungskräfte.
Die Ergebnisse dieser Literaturrecherche wurde in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Cleaner Production veröffentlicht- eine fundierte Analyse für alle die sich eingehender mit dem brandaktuellen Thema „Unternehmerische Nachhaltigkeit“ beschäftigen wollen.
Jetzt teilnehmen:
Das von der Stadt Wien geförderte „Kompetenzteam für nachhaltiges, strategisches und chancenorientiertes Management von KMU“ (CR4SME) führt aktuell eine Studie zur Umsetzung von verantwortungsvoller Unternehmensführung in österreichischen Klein- und Mittelunternehmen (KMU) durch. Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, erfolgreiche und nachhaltige Strategien für KMU zu erarbeiten und entsprechende Maßnahmen für die Praxis abzuleiten. Wir bitten Sie, diese wichtige Initiative zu unterstützen, indem Sie sich 10 Minuten zur Ausfüllung des beiliegenden Fragebogens nehmen:
Nähere Informationen zur Studie finden Sie hier.
Die Initiative #ThinkTank wird gefördert von
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