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Was sind die OECD-Leitsätze? Wie hängen sie mit dem Lieferkettenmanagement zusammen? Welche österreichischen Best Practice Beispiele gibt es? Und welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen, die ihre unternehmerische Verantwortung ernst nehmen und hier entsprechende Maßnahmen setzen? Diese Fragen waren Fokus des Webinars, das am 28. August stattfand.
Zu Beginn wurde mittels Slido der aktuelle Wissensstand der rund 30 Teilnehmer*innen erhoben. Im Anschluss folgten die vier Vorträge der Speaker*innen, in denen die OECD-Leitsätze vorgestellt sowie verschiedenste Best-Practice-Beispiele präsentiert wurden. Eine Frage- und Diskussionsrunde bildete den Abschluss des Webinars.
Einführung in die OECD-Leitsätze
Natascha Rohe, Projektleitung Nachhaltige Innovation & CSR-Reporting bei respACT, startete mit einer fundierten Einführung in die OECD-Leitsätze, die als umfassender Verhaltenskodex für multinationale Unternehmen gelten. Rohe betonte, dass die Leitsätze, die erstmals 1976 veröffentlicht und zuletzt 2023 aktualisiert wurden, nicht verpflichtend sind, sondern als Empfehlung von Regierungen an Unternehmen verstanden werden sollten. Ziel der Leitsätze ist es, die negativen Auswirkungen von Geschäftstätigkeiten auf Menschen, Umwelt und Gesellschaft zu minimieren. Sie erläuterte die Kernkapitel der Leitsätze, die Themen wie Menschenrechte, Umwelt und Wettbewerb abdecken. Besonders wichtig sind die jüngsten Aktualisierungen, die stärkere Empfehlungen in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität und Technologie geben.
Ein zentraler Punkt war der Due Diligence-Prozess, der Unternehmen dazu auffordert, systematisch Risiken in ihrer Wertschöpfungskette zu identifizieren, zu bewerten und zu mindern. Rohe betonte, dass dieser Prozess dynamisch und kontinuierlich angepasst werden muss.
Abschließend zog Natascha Rohe Verbindungen zur EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD), die ähnliche Anforderungen stellt und den Due Diligence-Prozess in den Vordergrund rückt. Sie betonte, dass die OECD-Leitsätze eine solide Basis bieten und mit der EU-Richtlinie kompatibel sind, wodurch eine enge Verschränkung zwischen nationalen und internationalen Sorgfaltspflichten entsteht. Zum Abschluss verwies Rohe auf konkrete Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen, darunter sektorspezifische Leitfäden und Schulungsmaterialien für KMU.
Vorstellung der Studie „Österreichische Erfolgsgeschichten im Bereich Lieferkettenverantwortung“
André Martinuzzi, Leiter des Instituts für Nachhaltigkeitsmanagement an der WU Wien, begann seinen Vortrag mit einem Überblick über die gravierenden Veränderungen im Supply-Chain-Management in den letzten Jahren. Mit einem humorvollen Vergleich verdeutlichte er, wie die Tätigkeit eines bisher attraktiven Berufs zu einer zunehmend herausfordernden Aufgabe wurde, bedingt durch Krisen wie die COVID-19-Pandemie, den Suezkanal-Vorfall und den Krieg in der Ukraine. Diese Ereignisse unterstrichen die Bedeutung von Resilienz im Lieferkettenmanagement.
Er betonte, dass Nachhaltigkeit in Lieferketten heutzutage besonders durch die Notwendigkeit definiert wird, Liefernetzwerke umfassend zu verstehen und zu kontrollieren. Dieses Verständnis ist entscheidend, um Verfügbarkeitsrisiken zu managen, die in vielen Fällen ebenso wichtig wie ökologische oder soziale Risiken sind.
Im Rahmen der Studie „Österreichische Erfolgsgeschichten im Bereich Lieferkettenverantwortung“, die im Auftrag des BMAW erstellt wurde, präsentierte Martinuzzi zwölf Fallstudien erfolgreicher österreichischer Unternehmen. Diese Fallbeispiele – von denen mit EVVA und Fahnen-Gärtner zwei im Webinar repräsentiert waren – zeigen, dass strategisch ausgerichtetes Nachhaltigkeitsmanagement nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt, sondern auch Wettbewerbsvorteile schafft.
Am Ende seines Vortrags hob Martinuzzi die zentralen Erfolgsfaktoren für nachhaltiges Lieferkettenmanagement hervor: Unternehmen sollten auf Wesentlichkeit setzen und langfristige Partnerschaften mit strategischen Lieferanten pflegen. Ein umfassendes Risikomanagement, das nicht nur technische, sondern auch ökologische und soziale Risiken berücksichtigt, ist entscheidend. Darüber hinaus ist es wichtig, Kunden und Mitbewerber proaktiv einzubinden und als Teil eines größeren Systems zu agieren.
Exkurs:
DiliChance_Aufruf zur Teilnahme
Best Practice: EVVA Sicherheitstechnologie GmbH
Anton Mateovics, Supply-Chain-Management und Logistik & Einkauf bei EVVA Sicherheitstechnologie GmbH, startete den Best Practice Vortrag mit einer allgemeinen Vorstellung des Unternehmens. EVVA ist ein in Wien ansässiges Familienunternehmen mit über 100 Jahren Geschichte. Es hat sich auf innovative Schließsysteme spezialisiert und legt großen Wert auf Qualität, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit.
Herbert Reininger, Bereichsleiter Logistik und Einkauf, erläuterte im Anschluss, wie EVVA Lieferkettenverantwortung in der Praxis umsetzt. Ein zentraler Aspekt ist die Erhöhung der Transparenz in der Lieferkette, unterstützt durch regelmäßige Audits und die Zusammenarbeit mit zertifizierten Lieferanten, die strenge Standards in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt einhalten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Regionalität: EVVA priorisiert Beschaffungen aus nahen Regionen, was nicht nur Umweltvorteile bietet, sondern auch die Lieferkettenstabilität stärkt.
Reininger betonte auch die Bedeutung von Partnerschaften, insbesondere mit familiengeführten Unternehmen, und hob die langfristigen, generationenübergreifenden Beziehungen hervor, die EVVA zu seinen Lieferanten pflegt. Zudem unterstreicht er die Wichtigkeit von Schulungen und einem Code of Conduct, um ethisches Verhalten in der gesamten Lieferkette zu fördern.
Ein weiteres Beispiel für EVVAs nachhaltiges Handeln ist der Einsatz von Sekundärrohstoffen und die Optimierung der Produktionsprozesse, um die Umweltbelastung zu minimieren. Besonders stolz ist das Unternehmen auf die Trockenbearbeitung, die ohne den Einsatz von Kühlschmierstoffen auskommt und somit Ressourcen schont.
Zusammengefasst demonstriert EVVA, wie nachhaltiges Lieferkettenmanagement nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vorteilhaft sein kann.
Best Practice: Fahnen-Gärtner GmbH
Gerald Heerdegen, CEO von Fahnen-Gärtner, einem mittelständischen Unternehmen aus Mittersill, stellte das zweite Best Practice Beispiel vor. Mit 99 Mitarbeitern und etwa 30.000 Kunden in Österreich, produziert Fahen-Gärtner Fahnen, Fahnenmasten und Werbematerialien. Das Unternehmen verfolgt hierbei einen integrativen Ansatz, der traditionelle Drucktechniken mit modernen Innovationen kombiniert.
Fahnen-Gärtner hat sich durch frühe und umfassende Nachhaltigkeitsmaßnahmen ausgezeichnet. Dazu zählen der Einsatz langlebiger Stoffe, Recycling-Polyester und eine Photovoltaikanlage, die 50 % des Strombedarfs deckt. Die Firma legt darüber hinaus großen Wert auf regionale Produktion, wobei 95 % der Herstellung in Österreich stattfindet. Besonders hervorzuheben ist die eigene Druckmaschine, die 1978 als weltweit erste vollautomatische Druckmaschine in Betrieb genommen wurde.
Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Führungskultur, die auf persönlichem Engagement und einem klaren Bekenntnis zu Nachhaltigkeit basiert. Heerdegen betonte, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Unternehmenswert, sondern eine persönliche Überzeugung ist, die sich in der gesamten Unternehmensphilosophie widerspiegelt. Trotz der Herausforderungen, insbesondere den höheren Kosten für nachhaltige und regionale Produktion, hat Fahnen-Gärtner beschlossen, sich auch mit Lieferkettengesetzen auseinanderzusetzen, die hauptsächlich größere Unternehmen betreffen.
Insgesamt zeigt Fahnen-Gärtner, wie auch kleine Unternehmen durch gezielte Maßnahmen und ein starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit bedeutende Fortschritte erzielen können. Heerdegen schloss seinen Vortrag mit dem Appell, dass Veränderung bei jedem Einzelnen beginnt und es entscheidend ist, aktiv und kontinuierlich an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten.
Im Follow-up finden Sie die Videoaufzeichnung und den gesamten Foliensatz.
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