Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkten optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.
Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst wichtig zu verstehen, worum es eigentlich geht. Biodiversität umfasst die Vielfalt von Lebensformen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Diversität der Lebensräume und Ökosysteme, in denen sie existieren.
Biodiversität ist was für Firmen mit dem grünen Daumen. Oder?
Frank Elderson, Mitglied des Exekutivrats der Europäischen Zentralbank (EZB), bringt es auf den Punkt: "Die Menschheit benötigt die Natur, um zu überleben, genauso wie die Wirtschaft und die Banken. Mit dem Aussterben von Arten nimmt die Vielfalt der Ökosysteme, von denen wir abhängig sind, ab. Dies birgt ein zunehmendes finanzielles Risiko, das nicht ignoriert werden kann."
Obwohl Biodiversität oft als Thema für Naturliebhaber betrachtet wird, rankt der Global Risks Report 2024 des Weltwirtschaftsforums (WEF) den Verlust der Artenvielfalt und den Zusammenbruch von Ökosystemen als das drittschwerwiegendste globale Risiko in den nächsten 10 Jahren. Die Materialität dieser Risiken für einzelne Unternehmen hängt davon ab, ob sie langfristig tätig sein wollen, sowie von der Art der Abhängigkeiten, die, genauso wie ihr Einfluss auf Biodiversität, in der Regel auf regionaler, sektoraler und unternehmensspezifischer Ebene betrachtet werden. Dies betrifft ebenso die Standorte ihrer Lieferketten.
Was hat Biodiversität mit Risiken für Firmen zu tun?
Viele Unternehmen, insbesondere aus den Bereichen Landwirtschaft, Pharma, Lebensmittel und Kosmetik, sind direkt auf die biologische Vielfalt angewiesen, um Rohstoffe für ihre Produkte zu erhalten. Die Lebensmittelindustrie benötigt beispielsweise eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten für die Herstellung verschiedener Produkte. Ebenso bietet Biodiversität zahlreiche Ökosystemdienstleistungen wie die Bestäubung von Pflanzen durch Insekten, die Reinigung von Wasser durch natürliche Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Wälder sowie die Regulierung des Klimas. Dies trägt deutlich zur Reduzierung klimawandelbedingter Risiken für Unternehmen bei. Auch Unternehmen im Bereich des Tourismus und der Freizeitbranche sind stark von intakten Ökosystemen abhängig. Attraktive Landschaften, Naturschutzgebiete und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt sind wichtige Anziehungspunkte für den Tourismus.
Gemäß PwC beträgt die Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Naturkapitals mehr als die Hälfte (55%) des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. In allen 163 von PwC untersuchten Wirtschaftssektoren gibt es einen Abschnitt ihrer Wertschöpfungskette, der stark von der Natur abhängig ist. Dies bringt auch Risiken für Aktionäre mit sich, da über die Hälfte (50,6%) des Marktwerts der börsennotierten Unternehmen an 19 großen Börsen Umweltrisiken ausgesetzt sind. Laut Experten der EZB, werden 75% der Unternehmensbankkredite im Euroraum an nicht-finanzielle Kreditnehmer vergeben, die stark von mindestens einer Ökosystemdienstleistung abhängig sind.
Doch wie genau beeinflusst Biodiversität die Ökosystemdienstleistungen? Wie die Grafik unten verdeutlicht, ist die Stabilität der Ökosysteme, auf die die Wirtschaft und die Menschheit angewiesen sind, unmittelbar von der Biodiversität abhängig, aufgrund der starken Wechselwirkungen in der Natur. Zum Beispiel beeinflusst die Biodiversität in Wäldern und Feuchtgebieten deren Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu reinigen, wodurch Risiken für Unternehmen entstehen, die auf eine zuverlässige Wasserversorgung angewiesen sind.
Quelle: PwC, Biodiversität als neuer Erfolgsfaktor, 2023
Des Weiteren weist die OECD auf verschiedene Risiken für Unternehmen hin, darunter Haftungsrisiken, Anpassungsrisiken, regulatorische Entwicklungen (wie z.B. ESRS E4), Finanzierungs- und Marktrisiken wie Veränderungen im Konsumverhalten.
Gibt es auch gute Nachrichten?
Obwohl laut WWF seit 1970 durchschnittlich 69 % aller überwachten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Reptilien verschwunden sind, ist es noch nicht zu spät zu handeln. Zum Glück sind unsere Aktivitäten nicht nur Teil des Problems, sondern auch der Lösung. Wie die Beispiele unten zeigen, birgt Biodiversität auch neue Geschäftsmöglichkeiten.
Quelle: Eigendarstellung auf Basis der Sektorrichtlinien des WEF, Business for Nature und World Business Council for Sustainable Development
Die Zukunft der Menschheit und Wirtschaft kann jedoch nur durch gemeinsame nachhaltige Verhaltensänderungen gesichert werden – auch in der Wirtschaft. Wer gerade die ersten Schritte macht, findet leicht einen kompetenten Rat. Für Ambitionierte gibt es Upgrademöglichkeiten in Form der TNFD-Richtlinien, die im Vergleich zu ESRS E4 auch seitens EU-Experten gelobt werden.
Über die Autorin
Anete Liepina leitet ESG Research bei den Plattformen investESG.eu und investRFP.com und ist seit 20 Jahren in verschiedenen Rollen mit Nachhaltigkeitsfokus tätig gewesen. Um die aktuellsten Entwicklungen mitzuverfolgen, studiert sie Ökosysteme und Biodiversität (MSc) in University of Edinburgh |
Über das Unternehmen
investESG.eu bietet unabhängige globale Informationen zu Nachhaltigkeitsthemen aus verschiedenen Perspektiven. investRFP.com ist eine Plattform für die Umsetzung von Best Practice-Ansätzen in der Auswahl von Asset Managern und Fonds sowie für Due Diligence für institutionelle Investoren.
Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkten optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.