Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkten optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.
Kreislaufwirtschaft zählt zu den Eckpfeilern der Nachhaltigkeitsstrategien der Europäischen Union. Ob es sich dabei um eine reine Hoffnung oder eine realistische Chance handelt, die das Verhalten der Menschen nachhaltig verändern wird, diskutierten auf Einladung der Charlotte Fresenius Privatuniversität Wien mit Gründungskanzler Bernhard Sams am Dienstagabend im Impact Hub Vienna. Reinhard Backhausen (Textile & Circular Consulting), Axel Dick (Quality Austria), Petra Engeler-Walch (Maco), Luise Fischer (Sustainable Cities), Karin Huber-Heim (Circular Economy Forum Austria) und Gründungsrektor Martin Kreeb (Charlotte Fresenius Privatuniversität Wien). Dokumentationen wie „Die Recycling-Lüge“ des Norddeutschen Rundfunks bringen die Diskussion in Gang und zeigen, wie sehr Greenwashing das Nachhaltigkeitsengagement großer Firmen dominiert. Ein Hintergrund dazu: Die Wiederverwertung ist häufig kostenintensiver als die Neuproduktion. Eine Folge: 92 Milliarden Tonnen Abfall werden sich auf 162 Milliarden Tonnen im Jahr 2060 erhöhen, während maximal 50 Milliarden Tonnen bewältigbar wären. Derzeit liegt der Materialabdruck des Österreichers bei 33 Tonnen jährlich. Um die Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Union zu erreichen, muss dieser auf fünf Prozent reduziert werden.
Party der Wegwerfgesellschaft
„Wir haben in den letzten Jahrzehnten mit Billigprodukten die große Party der Wegwerfgesellschaft gefeiert“, bilanziert Sams. „Die Differenzierung zwischen Haben und Sein geht dem Ende des Konsumwahnsinns voraus. Die Sozialisierung der Zukunft verlangt nach neuen Statussymbolen im gesellschaftlichen Konsens.“
Er warnt davor, Verzicht zu predigen, erkennt aber eine "Schizophrenie der Gegenwart" durch die Werbeindustrie, die tradierte Bilder von Glück und Wohlstand projiziert. Gegen die buddhistische Verzichtsökonomie spricht sich auch Kreeb aus und regt einen fundamentalen Wertewandel an. Der Paradigmenwechsel muss bei den Konsument*innen ausgelöst werden, die letztlich die Kaufentscheidung treffen.
„Vom Raubbau müssen wir zur Bioökonomie kommen und uns ein Vorbild an den Prozessen der Natur nehmen“, bekräftigt Kreeb und ergänzt: „Die Schmerzen sind noch nicht groß genug, damit der Kompensationskonsum der Glücksökonomie weicht.“
Recycling ist teuer
„Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling. Es ist der letzte Kreislauf, der in Betracht gezogen werden sollte, da er den höchsten Energieaufwand verursacht. Das derzeit lineare System von der Produktion zum Abfall muss durchbrochen werden.
Am Anfang steht die Frage, ob es das materielle Produkt überhaupt braucht“, meint Karin Huber-Heim.
Den Weg zu einer Kreislaufgesellschaft müssen die Konsument*innen gehen, um die Voraussetzungen für die Kreislaufwirtschaft zu gestalten. Gesetze aus Brüssel werden dabei nicht für Begeisterung bei den Menschen sorgen und sie nicht emotional abholen.
Sie spricht sich für gänzlich neue Geschäftsmodelle aus, die am Beispiel der Sharing Economy möglichst vielen Menschen Zugang zu Mehrwert bieten und dadurch Ressourcen besser nutzen.
Psychologischer Effekt
„Die Einführung der Kreislaufwirtschaft erfordert einen radikalen Umbau des gesamten Wirtschafts- und Wertesystems“, ist Dick überzeugt. „Es stellt sich nicht mehr die Luxusfrage, ob wir uns Umweltschutz leisten können, sondern ob wir ohne Umweltschutz leben werden können. Wir befinden uns inmitten einer Biodiversitäts-Krise. Das System steht am Kippen, wenn psychologische Effekte nicht das Mindset der Gesellschaft ändern.“
Produkte müssen sortenrein hergestellt werden, um sie wiederverwendbar zu machen. Mischungen und Verunreinigungen wie sie in der Textilbranche und vor allem Fast Fashion verarbeitet werden, können kaum aufbereitet werden, weiß Backhausen. Die Textilberge in Afrika entstehen durch die Rücksende-Mentalität der Konsument*innen.
„Handel und Industrie müssen kooperieren, damit der Turnaround gelingen kann“, so Backhausen. „Die Politik ist in der Pflicht, die Gestaltung muss jedoch aus der Wirtschaft heraus angetrieben werden.“
Ressourcen müssen in Europa gehalten werden und am Kontinent zirkulieren. Europa selbst wird das globale Problem jedoch nicht lösen können, kann aber eine Vorreiterrolle durch Innovationen übernehmen und große Volkswirtschaften wie China oder die Vereinigten Staaten motivieren.
Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich: Dominoeffekt steigert den Gewinn
Beim familiengeführten österreichischen Beschlaghersteller Maco hat der Transformationsprozess unter der Leitung von Engeler-Walch in den operativen Prozessen längst begonnen, um daraus langfristige Strategien zu entwickeln. Die daraus geleistete Innovation wirkt sich positiv auf die Qualität des Produkts aus und erlaubt zudem höhere Preise am Markt.
„Der Innovationstrieb in allen Unternehmensbereichen motiviert das Team, steigert die Ertragskraft und fördert die Positionierung als Arbeitgeber. Wir erleben einen grünen Dominoeffekt in allen Bereichen“, berichtet Engeler-Walch aus der Praxis.
Video zur Veranstaltung auf Vimeo
Quelle: Presseaussendung 29.3. der Charlotte Fresenius Universität
Newsletter
Erhalten Sie monatlich Informationen über aktuelle Themen und laufende Aktivitäten. Zusätzlich ist eine Auswahl von Themenschwerpunkten optional möglich. Sie werden jedenfalls zum allgemeinen Newsletter angemeldet.