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Bei der ersten Auflage des Initiativkreis Tirol am 6. November 2023 lud respACT-Landeskoordinator Simon Meinschad in die hollu Zentrale nach Zirl ein und begrüßte die 13 Teilnehmenden mit Kaffee & Kuchen.
Dieser gemütliche Einlass sollte den Ton für dieses erste und zukünftige Treffen des Initiativkreises Tirol angeben. Nach einer Vorstellung aller Anwesenden, einer Einführung zum neuen Format und Updates zu aktuellen respACT-Themen und -Veranstaltungen bekam Edi Holzknecht, Leiter des Umweltmanagements bei hollu, die Bühne, der einen deep dive in die Umsetzung des Projekts Product & Corporate Carbon Footprint präsentierte.
Das Projekt entstand aus hollus Nachhaltigkeitsstrategie mit dem ambitionierten Ziel als Unternehmen CO₂-Neutralität bis 2025 zu erreichen. Ein bewusst hochgestecktes Ziel, denn damit erreiche man bessere Ergebnisse.
Als Basis zur Berechnung des Carbon Footprints stützte sich Edis Team auf zwei Standards: das GHG-Protocol und die ISO-Verordnung(en).
Was braucht es für die Umsetzung?
Grob zusammengefasst: ein Projektteam, eine Zielsetzung, einen Zeitplan, eine entsprechende Aufgabenverteilung und einen daraus resultierenden Projektauftrag. Die Aufgabe als Projekt zu deklarieren, das neben dem Tagesgeschäft mit definiertem Anfang und Ende und klarer Ressourcenvergabe fortläuft, ist eine erfolgreiche Praxis bei hollu.
Konkret ging es im Rahmen des Projekts im nächsten Schritt um ein Mapping entlang der drei Scopes und den jeweiligen Kategorien, die für die Erfassung eines Gesamtfußabdrucks für das Unternehmen erfasst werden müssen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass ohne der Erfassung des CO₂-Fußabdrucks einzelner Produkte, also der Product Carbon Footprints, keine besonders verlässliche Berechnung des Corporate Carbon Footprints möglich ist.
Weiters besteht derzeit noch die Herausforderung bei der Bestimmung einer nachvollziehbaren funktionellen Einheit für die Vergleichbarkeit der errechneten CO₂-Emissionen. Zum Beispiel kann die Angabe des CO₂-Fußabdrucks pro Kilogramm Reinigungsmittel dazu verleiten, dieses zu verdünnen und damit die Produktqualität verringern, um niedrige Emissionswerte zu erreichen. Besser könnte etwa die Angabe der Emissionen pro „m² geputzter Fläche“ sein. Die Frage nach der funktionellen Einheit ist für verschiedenste Produkte relevant, und in der Regulatorik existieren (noch) keine klaren Vorgaben.
Ein weiterer Schritt ist die Festlegung der Systemgrenzen und daraus die Erstellung eines Systemfließbilds. Dabei kann man bei einzelnen Produkten zwischen cradle-to-gate und cradle-to-grave unterscheiden. Wichtig ist hier abzuwägen, wo welche Grenzen sinnvoll und machbar sind. In manchen Fällen ist eine genaue Berechnung und Datenerfassung nicht möglich und man muss auf Datenbanken oder Verwendung von Szenarien ausweichen. Diese Ungenauigkeit ist bis zu einem gewissen Grad zu akzeptieren. „Mut zur Lücke“ ist das Credo bei diesem Prozess.
Die Bedeutung des Carbon Footprints kann mit dem Einstandspreis verglichen werden. Bald soll dieser eine weitere Grundlage in der Produkt- und Dienstleistungsbeziehung von Lieferanten bieten und sich nach dem Prinzip des gleitenden Durchschnittspreis abbilden lassen. Um dies zu erreichen, müssen die entsprechenden Daten von Lieferanten erfasst werden. Hollu ging dabei so vor, alle ihre Lieferanten zu informieren, dass diese den PCF der an hollu verkauften Produkte bereitstellen müssen oder für dessen Erfassung die Kosten pro Verkaufseinheit übernehmen. Kein unumstrittener Schritt, ein solches Schreiben auszusenden, doch ein unabdingbarer Schritt, der auch viel positives Feedback erntete. Denn viele Lieferanten seien dankbar, bei den vielen Unklarheiten rund um die neuen Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und Lieferkettensorgfaltspflicht ein klares Bild zu erhalten, was ihre Kund*innen verlangen.
Während des so detaillierten Einblicks in die Herangehensweise und Herausforderungen von Edis Team, kamen einige Reaktionen, Fragen und Beiträge von den Teilnehmer*innen.
Ein spannendes Diskussionsthema war die grundsätzliche Frage, wie mit der Kritik bzw. Zweifel einiger Unternehmen umzugehen ist, den zusätzlichen Aufwand und die Zusatzkosten – gerade in der derzeitigen ökonomischen Lage – nicht stemmen zu können bzw. zu wollen. Als Antwort wurde auf die scheinbar viel zu wenig beachtete dritte Säule der Nachhaltigkeit verwiesen, die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Diese ist für betriebswirtschaftliche Entscheidungen höchst relevant und macht deutlich, dass für eine nachhaltige Wirtschaft Investitionen notwendig sind. Umsatzrentabilität sei für ein Unternehmen unabdingbar, aber innerhalb eines gewissen Rahmens ist Flexibilität für Investitionen in grüne Transformation möglich und wichtig. Auch ist als Unternehmen eine gewisse Weitsicht gefordert, denn was heute vielleicht noch kein Problem ist, ist es allerdings in 3, 5 oder spätestens 10 Jahren bei fortschreitender Klimaerwärmung und weiterer ökologischer Risiken.
Ein wichtiges Learning für hollu war auch die korrekte Begrifflichkeit bei der Kommunikation von Nachhaltigkeitsstrategien – CO₂-Neutralität ist nicht gleich Klimaneutralität. Auch solche Erkenntnisse ergeben sich aus einer intensiven Auseinandersetzung im Rahmen eines Projekts wie diesem.
Ein weiterer offener Punkt, der angesprochen wurde, ist die Debatte über die Bedeutung von Eco-Label-Zertifizierungen im Zusammenhang mit den neuen einheitlichen EU-Standards. Es besteht derzeit ein enormer Wildwuchs an solchen Labels, und noch ist nicht klar, welche Rolle diese in Zukunft spielen werden bzw. wie mit damit verbundenen Greenwashing-Tendenzen umgegangen werden soll. Einen wichtigen Beitrag bietet hier die Green Claims Verordnung, welche auf EU-Ebene noch final beschlossen werden muss.
Weiters fiel das Stichwort Doppelzählungen bei der Treibhausgasbilanzierung. Solche sind derzeit nicht vermeidbar, aber eine Schärfung seitens der Regulatorik ist hier in Zukunft gefragt und wird auch erwartet.
Nach zweistündiger spannender Inputs und lebhafter Diskussion wurde der erste Initiativkreis Tirol mit einer Blitzlichtrunde zu Themenwünschen für kommende Initiativkreise und zu kurzem Feedback zum neuen Format geschlossen. Die Teilnehmenden begrüßten das Format durchwegs und folgende Wunschthemen wurden erwähnt:
Einige Teilnehmer*innen erklärten sich bereit, bei einzelnen Themen auch inhaltliche Beiträge zu geben und/oder auch die Location für einen Initiativkreis zu stellen.
Damit steht dem zweiten Initiativkreis nichts mehr entgegen und wir freuen uns auf die nächste Auflage!
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